Johannes Ganzenmüller

Wanderung im Retezatgebirge

Veröffentlichungsdatum Lesezeit 5 Minuten zum Lesen

Am Anfang der Wanderung gab es schon einen sehr schönen Wasserfall zu sehen, der Lust auf mehr gemacht hat. Ziel war ein Bergsee, der Lacul Bucura, an dem es eine Campinggelegenheit gibt. Doch bis dahin sollte es noch ein ganzes Stück sein, ein ganz schön steiles Stück sogar. Aber der Ausblick auf die Landschaft ringsherum hat entschädigt 😉 Die meisten Steine waren von Moos bewachsen, sodass alles einen grünlichen Schimmer hatte. Zwischendurch kamen wir auch an der ein oder andere Hütte und Kuhherden samt Hirten vorbei.

Teilweise hat die Gegend schon sehr stark an den Schwarzwald erinnert, schon erstaunlich, dass man die ~1500km Distanz nicht wirklich gemerkt hat. Was ich aber gemerkt hatte, war die Hitze und der 25kg schwere Rucksack. Irgendwas schienten wir falsch zu machen, denn die meisten die wir getroffen haben, hatten nur leichtes Tagesgepäck auf dem Rücken. :/

Kurz vor dem Ziel haben wir noch ein letztes Mal Pause an einem sehr schönen, kristallklaren Bergsee gemacht. Als wir dann über der Bergkuppe waren, ergab sich ein faszinierender Blick über den See und die Gipfel im Umkreis. Das sind solche Momente, in denen man die Strapazen des Aufstiegs vergisst und sich einfach nur frei fühlt 🙂

Unsere Zelte hatten wir ziemlich nahe am Ufer aufgeschlagen, es war zwar eine ausgeschriebene Campingmöglichkeit, aber eigentlich gab es dort gar nichts…außer anderen Campern.

Obwohl es wochenlange heiß war, wurde es abends auf dem Berg ziemlich kalt. Wofür ich nicht sonderlich gut ausgestattet war. Zum einen zählt eine Isomatte nicht zu meinem Gepäck, da ich bisher immer dachte, dass es unnötiges Gewicht ist und der harte Boden mir nichts ausmacht. Soweit jedenfalls die Überlegung und in Island hat das auch wunderbar funktioniert, aber im rumänischen Gebirge hat sich die Feuchtigkeit von unten ihren Weg in mein Zelt und Schlafsack gebahnt. Muss sagen, das war nicht so der Hit. Mein Trekking-Handtuch hat dann zwar etwas geholfen, aber angenehm ist trotzdem anders.

Zum anderen hatte ich für den Trip nur meinen Sommerschlafsack eingepackt. Einige Wochen zuvor hatte ich den Winterschlafsack in Schottland bei ähnlichen Wetterbedingungen wie in allen anderen Orten auf der Reise dabei und wäre darin fast eingegangen, daher dachte ich, ich lasse den daheim. Das Problem liegt aber eben an „allen anderen Orten“, oben auf dem Berg war es nachts nämlich scheiße kalt. Gepaart mit der Nässe machte das keinen Spaß…also ganz schön blöd gemacht für jemanden der so klug ist wie ich xD

Am Morgen hatte sich das Zelt glücklicherweise schnell aufgewärmt und so konnten meine Sachen wieder trocknen während Markus und ich die Gegend rund um den See erkundeten. Dieses Mal mit leichtem Gepäck, wodurch der höchste Berg mit 2509m auch machbar war. Markus betreibt Geocaching, weswegen wir auch auf die Jagd nach dem einen oder anderen Cache gingen. So sinnfrei es eigentlich ist, bringt es doch einen gewissen Ansporn und führt zu machen Orten, an denen man sonst nicht gelandet wäre. Von daher, für Reisen keine doofe Sache.

Am zweiten Abend wurde das Wetter etwas schlechter, zwar konnte man am Anfang noch im Sonnenschein seine Füße in den kalten Bergsee hängen, kurze Zeit später zog es sich jedoch zu und fing an zu nieseln. Nach der darauf folgenden nass-kalten Nacht, in der ich mal wieder kaum ein Auge zu gemacht habe, war das Wetter dann wieder einigermaßen okay, sodass wir im Trockenen unsere Zelte abbauten und weiter zogen.

Während des Abstiegs haben wir jedoch schon gemerkt, dass das Wetter nicht mehr lange mitspielen würde und glücklicherweise hat es gewartet bis wir in einer Hütte einkehrten, ehe die Wolken ihre Schleusen öffneten. Während wir gemütlich eine warme Suppe genossen haben, kamen immer mal wieder pitschnasse Menschen aus dem Wald gelaufen, mit denen man Mitleid haben hätte können. Als es nach mehr als einer guten Stunde wieder abnahm, haben auch wir unser Glück versucht und den Abstieg fortgesetzt. Die Spuren des Regens hat man deutlich gesehen, überall hat es entweder gedampft oder Wasserströme bahnten sich ihren Weg durch das Gelände. Nichtsdestotrotz kamen wir ziemlich trocken unten an.