Johannes Ganzenmüller

These boots are made for walking

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Nächster Halt auf meiner Marokkoreise hätte eigentlich Merzouga sein sollen, ein Ort in oder an der Sahara. Da aber angeblich alle direkten Bustickets dahin ausverkauft waren, musste ich einen Zwischenstopp in Errachidia einlegen. Eigentlich kein Problem, wäre es kein Übernachtbus gewesen. Anstatt gegen 8.00h in Merzouga zu sein war ich daher gegen 5.00h komplett woanders. Ich hatte auch keine Ahnung wo ich war, aber die zwei Herren vom Busschalter in Fes meinten es liegt auf dem Weg xD

Man könnte es als Glück bezeichnen, dass ich an dem Ort zufällig jemanden getroffen habe, der auch nach Merzouga wollte, so falsch konnte ich also nicht sein. Eine Weile später kamen dann noch ein paar und wir haben uns ein „Grande Taxi“ geteilt. Das „Grande“ kann man leicht missverstehen, selbstverständlich sind die alten C-Klasse Mercedes größer als die Fiat Unos, die in der Stadt fahren, aber bei 6 Personen + Fahrer geht jeder Platzvorteil flöten. Nach einer ca. einstündigen Fahrt, eingequetscht zwischen Tür und Nebenmann bin ich dann auch endlich in Merzouga angekommen. Eine richtige Erleichterung, wenn man aus dem Auto aussteigt und sich strecken kann. Aber die Freude hielte nur kurz, denn ein paar Augenblicke später war ich wieder mal umzingelt von Leuten die mich in ein Hotel schleppen, oder mir Kamel- und Quadtouren andrehen wollten…solche Nervensägen.

Gegen Mittag war ich dann endlich an meinem Ziel, komplett erschöpft und mit Blasen an den Füßen, die fast meinen kompletten Fußballen bedeckt haben. Im Inneren hab ich immer wieder meine Eltern gehört, „Junge, kauf dir doch richtige Wanderschuhe“, „Die Sportschuhe taugen nichts“, „Man lauft so viel besser in richtigen Schuhen“…aber hör ich drauf? Nun ja, jedenfalls hatten meine Füße nach einem Fünftel des Urlaubs schon so große Ausbeulungen, dass ich denen fast Namen gegeben hätte. Zum Glück habe ich es nicht, denn bald wäre schon der Trennungsschmerz gekommen: Beim nächsten Fußmarsch überkam mich nämlich auf einmal ein ziemlich ekeliges Gefühl an den Füßen, durch einen nicht sehr optimalen Schritt sind die größten Blasen aufgeplatzt und die Flüssigkeit ergoss sich in meinen Schuhen. Gepaart mit dem überall vorhandenen Sahara-Sand macht das Laufen dann noch viel mehr Spaß 😉

Gegen Abend ging es dann mit dem Kamel in die Wüste, um sich dort den Sonnenuntergang anzuschauen und in einem Zelt zu schlafen. Im Zielgebiet standen für die jeweiligen Hotels entsprechende Zelte herum, zwar jedes für sich, aber hat schon etwas an eine Zeltstadt erinnert, was jedoch kein Abbruch war. Zum Sonnenuntergang bin ich dann der Aussicht wegen mit einem Pärchen aus Polen und einem aus Kanada auf einen Sandberg geklettert. Die Kanadier hatten sich ein Snowboard ausgeliehen, sodass wir auch ein paar Runden damit die Düne runter sind. Nach einem kleinen Trommel-Abendprogramm und einer wieder mal ziemlich kurzen Nacht hat mich der Kameltreiber dann zum Sonnenaufgang geweckt. Man könnte mosern, dass man nicht wirklich schlafen konnte oder überall Sand hatte, aber dafür waren die Naturschauspiele zu beeindruckend. Als die Sonne dann am Himmel stand und wir noch einige Runden sandboarden waren, hieß es auch wieder Abschied nehmen und zurück nach Merzouga, wo es endlich mal eine funktionierende Dusche gab, zwar eiskalt aber man wird den Sand vom ganzen Körper los 😉

Um es mal etwas ruhiger anzugehen, hab ich den halben Tag mit den Kanadiern an deren Hotelpool verbracht. Mittags geht sowieso meistens nichts, da es einfach zu heiß und die Sonne zu intensiv ist, also warum nicht auf einem Liegestuhl liegen und „ein“ Bier trinken, echt chillig so was und was einen nicht umbringt, macht einen ja bekannterweise härter ^^

Geht man doch mal raus, um sich beispielsweise die Oase anzuschauen, trifft man nach kurzer Zeit entweder wieder auf Kamel- und Quadverleiher oder Kinder, die einem stolz ihre „Kunstwerke“ präsentieren und man natürlich abkaufen soll. Ich kam leider nicht drum rum mir einige anzuschauen und muss sagen, das war an Geschmacksverirrung kaum zu übertreffen. Kamelpuppen in den unterschiedlichsten Farben und Mustern. Soweit ja nicht schlimm, wäre es nur an unterschiedlichen Puppen gewesen…aber Schönheit ist ja bekanntermaßen relativ.