Johannes Ganzenmüller

Biggest Mistake

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Am letzten Abend hatte mir netterweise noch Sarah die Zugdaten für meine Rückfahrt per SMS zugeschickt, so dass ich wusste wann ich aufstehen musste. Kurz darauf hab ich vermutlich einen folgenschweren Fehler begangen und mir mit Leitungswasser die Zähne geputzt. Die Unachtsamkeit hat mir häufige Toilettenbesuche in der Nacht, eine nicht sehr angenehme Rückreise und meine ersten, richtigen Krankheitstage seit einigen Jahren beschert. Wenn man manche Sachen früher wüsste, würde man die vermutlich nicht machen, aber so „isch’s Lebbe ebbe“.

Von Bauchschmerzen geplagt, hab ich mich dann früh morgens auf den Weg zum Bahnhof gemacht, um in einer ewig vorkommenden Zugfahrt nach Fes zu gelangen. Und wer errät was für Leute im Zug mich wieder angequatscht haben? Ich sag nur „Hello my friend! where are you from? I know good place“

Angekommen in Fes, ging es weiter. Diesmal ein „lizenzierter Tourguide“, der zufällig aus der Stadt kommt, in der ich lebe, Manchester. Im Gegensatz zu den anderen, wurde der aber etwas ausfällig als er gemerkt hat, dass er mit mir kein Geld verdienen kann und meinte dann er kennt mich doch von gestern aus irgendeiner marokkanischen Drogenhöhle und labberte als weiter. Es möge mein Zustand gewesen sein, oder dass ich den Typ einfach nicht leiden konnte, jedenfalls dacht ich was der kann, kann ich schon mehrmals und hab ihm dann lautstark und für alle außen rum zu verstehen zu geben, dass ich kein Interesse habe, dass er mich in einen Schwulen-Club bringt. Kaum war ich fertig, waren schon dutzende Köpfe in unsere Richtung gedreht und der Typ hat schnell das Weite gesucht…Mission accomplished 😀

Der Flughafen von Fes ist wie schon gesagt etwas außerhalb, sodass man ca. 30min mit dem Auto fahren muss.

Alternative 1: Man nimmt ein Grande Taxi für ungefähr 12 Euro bzw. sucht andere Leute, die das mit einem teilen.

Alternative 2: Man sucht den Bus, der dahin fährt.

Für 0815-Touristen läuft es meistens auf Alternative 1 raus, da es stressfreier und schneller ist. Da die Anzahl der Taxifahrer ungleich größer ist, steigen auch die Überredungsversuche und das Gedränge, das man eines nimmt. Busfahren ist immer mit Eigeninitiative verbunden, denn den Busfahrer interessiert es nicht, ob man mit ihm fährt oder nicht, auch sind die fehlenden Zeitpläne und die ausschließlich arabische Beschilderung nicht sehr hilfreich. Aber durch kurzes Rumfragen war ich dann schnell vor dem richtigen Bus, wo mich gleich der nächste Taxifahrer bzw. sein Gehilfe abwerben wollte. Der Bus fährt erst in einer Stunde, hat keine Klimaanlage, fährt viele Umwege und vieles, vieles mehr.

10 Minuten nachdem ich eingestiegen bin, sind die Türen zugegangen und es ging in Richtung Flughafen. Für umgerechnet sage und schreibe 40 Cent, eine kleine Ersparnis zum Grande Taxi 😀
Einige Stunden später hab ich mich dann wieder in Deutschland wieder gefunden….um viele Erfahrungen, Eindrücke, Bekanntschaften und eine Darmerkrankung reicher. In der darauf folgenden Woche habe ich, ohne zu übertreiben, mehr Tabletten genommen, als die 10 Jahre zuvor. Der Arzt meinte nur „um sicherzugehen schreib ich ihnen mal was auf“…Amy Winehouse und Michael Jackson wären vermutlich vor Neid erblasst.

Ein Fazit vom Marokko-Trip zu ziehen fällt recht schwer, da die Eindrücke und Erlebnisse sehr unterschiedlich sind und man sicherlich nicht alles über einen Kamm scheren kann. Ein Japaner, den ich getroffen habe, hat es aber teilweise sehr gut gesagt: „Nice landcape, but the people…I really feel offended“. Aber was will man auch von einem Land erwarten in dem Französisch eine Hauptsprache ist? 😛