Bald hieß es auch schon Abschied nehmen aus Indien und auf Richtung Nepal. Eigentlich wollte ich noch etwas Geld wechseln, aber wie schon bei der Zugticket-Suche waren die Geldwechsler alle auf einmal vom Erdboden verschluckt. Aber gut, ich hatte ja noch knapp 3 Euro, damit sollte man Essen, trinken und die 3h Busfahrt vom Zielbahnhof an die Grenze schon bezahlen können ^^
Florian ist an dem Tag ebenfalls mit einem Nachtzug gefahren, sodass wir uns die Rikscha zum Bahnhof teilen und dort gemeinsam die Zeit totschlagen konnten. Am Bahnhof hieß es ein letztes Mal den Charme indischer Bahnhöfe genießen, was man sich in etwas wie eine Mischung zwischen uraltem Dachboden und einer billigen Geisterbahn auf der Dorfkirmes vorstellen kann 😉
Die Nacht im Zug war nicht so bequem wie die letzte Nachtfahrt, aber immer noch um Welten besser was mich danach erwarteten sollte: 3 Stunden eingepfercht in einen Bussitz, sodass ich meine Beine irgendwie verwinkeln musste damit halbwegs annehmbar war. Untermalt war der Trip von einem sehr, sehr schlechten und überaus kitschigen Kampffilm im „Bordprogramm“. Die 3 Stunden haben sich wie eine Ewigkeit angefühlt aber irgendwann stand ich dann endlich kurz vor der nepalesischen Grenze. Das Ausstempeln aus Indien und das nepalische Visa bekommen ging auch recht unproblematisch, ein paar Formulare ausfüllen, etwas Geld zahlen und gut war’s. Mein indisches Geld war auch bis auf ungerechnet 1 Euro und 20 Cent aufgebraucht. Das nenn ich mal Glück und Einteilung 😉
Im Massentransporter und an der Grenze hab ich auch gleich mal die anderen Touristen nach deren Weiterreiseplänen ausgefragt, so war auch schnell eine Mitnahmemöglichkeit zum nächsten Ziel gefunden und so stand ich etwas später in Lumbini 🙂
Lumbini ist der Geburtsort von Buddha und damit einer der vier wichtigen Pilgerorte für Buddhisten, dementsprechend hatte ich mich innerlich schon auf Menschenmassen, aufdringliche Trödel-Händler und Lärm eingestellt. Umso verwunderter war ich, als ich aus dem Großraumtaxi gestiegen bin und der Ort quasi nur aus einer Kreuzung und ein paar Häusern bestand. Hat uns der Fahrer reingelegt oder gab es noch ein anderes Lumbini? Es hatte aber alles seine Richtigkeit und zusammen mit Jesse und Erica, einem amerikanischen Pärchen, das ich schon im Nachtzug getroffen hatte, ging ich auf Unterkunftssuche. Weil die Dämmerung schon angefangen hatte, wir aber noch etwas von der Gegend sehen wollten war der Zwischenstopp im Hotel nur kurz, also Rucksack in mein Zimmer werfen und Dusche an. Doch der Duschkopf wollte kein Wasser geben, und so blieb nichts anderes übrig als weiter in den dreckigen Klamotten und dem vielen Staub auf der Haut herumzulaufen 🙁
Von der Kreuzung führt ein kleiner Weg in einen Park, in dem Unmengen von Buddhistischen Tempeln errichtet wurden. Es machte den Anschein, jede Buddhistische Richtung hat sich hier einen Tempel hingestellt.
Um möglichst viel in der noch verbleibenden Helligkeit sehen zu können, haben wir uns Fahrräder gemietet. Die Preisverhandlungen waren ziemlich skurril: War dem Händler nämlich 60 Rupie für ein Rad zu wenig, hat er 100 Rupie für 3 Räder ohne zu zögern akzeptiert. Und so ging es dann auf einem klapprigen Untersatz zu den Tempeln, Pagoden und über die steinernen Feldwege. Neben der Weltfriedenspagode waren gerade einige Mönche in einem kleinen Tempel beim Meditieren, deren Einladung mitzumachen wir natürlich nicht abweisen konnten 😉
Als wir wieder aus dem Tempel kamen, war die Dunkelheit vollständig über Lumbini hereingebrochen. Straßenbeleuchtung ist vermutlich ein Fremdwort in Nepal, und auch die Mieträder entsprechen nicht deutschen Sicherheitsvorschriften. Zum Glück hatte ich aber meine Stirnlampe noch umgepackt, sodass mir diese bei der rasanten Fahrradfahrt zurück Licht spenden konnte.
Wieder im Hotel gab’s eine gute Nachricht: Die Dusche wurde repariert.
Grandioser Tag!