Neben dem Taj Mahal und dem Roten Fort gibt es in Agra nicht wirklich viel zu sehen, daher hat es mich auch bald schon weiter getrieben, und zwar nach Orchha. Ist eher ein kleines Dörfchen und taucht daher auf weniger Reiserouten auf, aber für mich der halbe Weg zum nächsten Zielort. Und gegen einen etwas ruhigeren Ort zwischendurch hab ich auch nie was einzuwenden. Aber erstmal hinkommen, zum Glück hab ich im Zug eine kleine Reisegruppe getroffen, die auch dort hin wollte, der Einfachheit halber hab ich mich dieser kurz angeschlossen. Am Zielbahnhof standen nämlich schon Tuk-Tuks bereit und eine Person passt in Indien immer noch irgendwo rein 😉
Auf dem Weg hatte sich ein Laster quer gelegt, sodass wir knappe 1,5h für die paar Kilometer brauchten. Die Reisegruppe wurde in irgendeiner 3-Sterne-Lounge abgesetzt, für mich hieß es dann erstmal Unterkunft suchen. Die war aber auch schnell in einem zentral gelegenen Gasthaus gefunden.
Im Vergleich zu Delhi und Agra war Orchha wirklich eine etwas andere Welt, die Leute waren freundlich und gar nicht aufdringlich. Zudem war auf den Straßen nahezu nichts los, da das Dorf an Fluß und Wald gelegen war, konnte man etwas ins Grüne. Was ich auch dann auch gleich gemacht hatte: auf den nähe gelegenen Hügel, um einen besseren Überblick zu haben und anschließend zum Fluß um dort etwas die Füße ins Wasser zu hängen und in aller Seelenruhe den Sonnenuntergang anzuschauen.
Dort habe ich auch zwei Belgier getroffen, die offensichtlich die gleiche Idee hatten. Wesley und Tim waren gerade auf einer 1-Jahres-Weltreise und nach Mittelamerika, Afrika sollte Asien ihr Abschluss sein, wobei Indien die erste Station war. Zufälligerweise waren Sie im gleichen Gasthaus untergebracht (im Lonely Planet zu stehen ist echt eine Goldgrube für Geschäfte). Während des gemeinsamen Abendessens sind wir draufgestoßen, dass wir auch den gleichen Ort als Nächstes auf unseren Reiseplänen hatten. Warum also nicht für ein paar Tage zusammen reisen? Daher war schnell Uhrzeit und Treffpunkt zur Weiterreise am nächsten Tag ausgemacht.
Danach wollte ich dann endlich mal wieder etwas mehr Schlaf bekommen. Zurück im Zimmer hab ich meine Matratze nur grob angeschaut und mich gewundert was die vielen schwarzen Punkte darauf sind. Mit einem etwas genaueren Blick hab ich mich dann wie beim großen Krabbeln gefühlt. Die größeren Viecher hab ich weggewischt, der Rest war mir letztendlich aber auch egal… Woran ich mich bei den Betten noch nicht gewöhnt hatte, war das es keine Bettdecken gab. Zudecken war daher nicht, was ziemlich gewöhnungsbedürftig war, zumindest für mich…
Am nächsten Morgen war keines der Krabbeltiere mehr in Sicht, wo die wo hin verschwunden sind? Nach einer wohltuenden Dusche ging es dann aber auch weiter. Eigentlich wollten wir die 20km wieder zurück nach Jhansi und von dort einen Bus weiter nehmen, der Hotelier meinte aber das vor kurzem ein Bahnhof „im“ Örtchen eröffnet hat. Da es näher war haben wir uns erst dahin bringen lassen. Ein ziemlich leerer und verschlafener Bahnhof. Nach einer Weile kam dann die Dampflok angefahren und ich fühlte mich gleich einige Jahrzehnte in der Zeit zurückversetzt.
Normalerweise gibt es bei den Zügen unterschiedliche Klassen, die für gewöhnliche Leute und dann die klimatisierten für die etwas Reicheren oder eben die Touristen. Dieser Zug hatte keine verschiedenen Klassen, heißt eine Klasse und ein Preis für alle: Umgerechnet 45 Cent für knapp 4,5h Zugfahrt.