Johannes Ganzenmüller

You’ve got a friend

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Am nächsten Tag ging es zur Erkundungstour in die Altstadt von Fes. War es morgens noch recht menschenleer, füllen sich die Straßen gegen 11.00h, sodass man Schwierigkeiten hat durch manche „Straßen“ zu kommen. Die Stadt hat mich irgendwie an Jerusalem erinnert, kleine verwinkelte Gassen, wenig Orientierungsmöglichkeiten, Händler für alles Mögliche, vom gehäuteten Schafskopf bis zum wertvoll aussehenden Schmuck. Da es recht viele Touristen in Fes gibt, wimmelt es auch von Händlern, Fremdenführern und falschen Fremdenführern, die einem recht aufdringlich ihre Waren oder Dienstleistungen andrehen wollen. Etwas, das mir die kompletten zwei Wochen noch sehr oft begegnen sollte.

Klar ist der Tourismus die einzige Einnahmequelle für viele in diesem Land, aber eine solche Aufdringlichkeit hab ich selten gesehen, auch haben irgendwie alle die gleiche Leier, sodass das auch an den Nerven zehrt. Um etwas Abwechslung rein zu bekommen, hab ich mir auch einen Spaß gemacht, aber mal kurz zum Standardablauf: Zuerst kommt irgendwo ein obligatorisches „Hey, my friend!“, dann steht die jeweilige Person auch schon neben oder vor einem. Ziemlich bald kommt dann die Frage woher man kommt. Als Flucht aus der Eintönigkeit, habe ich hier fast jedes Mal eine andere Stadt oder Land gesagt, da kann man sich richtig mit Akzenten austoben xD

Leider kehrt man dann auch schon wieder in den Standard zurück, denn die Antwort darauf ist ziemlich egal, man bekommt anschließend immer gesagt, dass derjenige genau da irgendwelche Freunde oder selbst gewohnt hat. Und wie man vermuten kann, habe das Ganze in den zwei Wochen mit unzähligen Varianten getestet. Aber bei bestimmten Antworten gibt es auch „Bonussequenzen“, so klopfen Taxifahrer bei deutscher Herkunft auf ihr Auto und sagen „Deutsch…Mercedes…gut“. Dabei hat man immer Angst, dass der gleich zusammenfällt, so viele Jahre wie das Ding schon auf dem Buckel hat. Kommt man aus einer Stadt mit bekannten Fußballmannschaften (z.B. Manchester, Barcelona) wird meistens eine Lobeshymne darauf angestimmt. Von lettischer Herkunft würde ich abraten, da das die meisten Menschen nicht zu kennen scheinen, darf man erst erklären, wo das ist.

Aber jetzt wieder zurück zur Stadttour: Mal abgesehen von den vielen aufdringlichen Menschen ist Fes wirklich eine schöne Stadt und interessanten Gegenden. Der Himmel war eigentlich immer sehr stark mit Vögel voll, sodass man sich stellenweise wie bei Hitchcock gefühlt hat. An das ständige Geschrei der Vögel gewöhnt man sich eigentlich recht schnell, aber wenn es dann mal weg ist man auch froh 😉

Abends hat mich Ethan noch zu einem Dinner der Lehrer mitgenommen und wir hatten einige interessante Gespräche. Zum Essen gab es Tajine, quasi die marokkanische Variante des Römertopfs. Ich war positiv überrascht, denn ich war schon auf etwas Gewöhnungsbedürftiges eingestellt, haben Ethan und ich doch noch zuvor Apfelschnitz mit Erdnussbutter und Fladenbrot in Olivenöl gegessen.

P.S.: Und an alle die sich wundern, ja mir ist bewusst, dass Apfel normalerweise nicht auf meinem Speiseplan steht ^^