Johannes Ganzenmüller

Zwischenstopp in der Hölle

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Im Zug sind wir dann noch auf 2 Mädchen aus Schweden gestoßen. Babli wurde in Indien geboren und dann von einer schwedischen Familie adoptiert. Aufgrund Ihres Aussehens wurde Sie ungefähr alle halbe Stunde von irgendjemand anderes angesprochen, wo aus Indien Sie herkommt, warum Sie kein Hindi spricht und warum Sie mit den Bleichgesichtern rumreist. Ellinor war aber ganz normal schwedisch 😀

Nach der Ankunft in Khajuraho, dem Einchecken in der Unterkunft und etwas Ausruhen hieß es das überschaubare Städtchen anschauen und nach Möglichkeiten Ausschau zuhalten wie man von hier aus am besten weiter kommt. Weil die blöde Zugverbindung nur alle paar Tage fährt, musste ich einen Tag länger als geplant verbringen, aber Zufall, oh Zufall, die Belgier hatten sich den gleichen Zug herausgesucht, wie wir beim gemeinsamen Abendessen festgestellt haben 😀

Khajuraho ist eigentlich nur wegen den vielen Tempeln in der Gegend interessant und liegt zufällig auf der Reiseroute. Die Tempel sind über und über mit Figuren versehen, da die Bauwerke auch Kamasutra-Tempel heißen, lässt sich erraten was das größtenteils für Figuren sind ^^ Das ist auch gleich die Hauptattraktion von Khajuraho, weswegen sich alles darauf spezialisiert hat und die Händler mit Kamasutrabücher, Kamasutrafiguren und Kamasutrakartenspielen rumrennen. Ab und zu werden auch noch Gandhi-Statuen angepriesen, die aber nicht wirklich wie Gandhi aussehen. Das erste Mal in Indien waren die Einheimischen aufdringlich wie die Pest. Ich war fast geneigt mir so eine bronzene Gandhi-Statue zu kaufen und sie den ganzen Händlern auf dem Platz um die Ohren zu hauen. Welch Ironie ^^

Die Tempelanlagen an sich waren aber schon beeindruckend, wie viel Zeit wohl drauf gegangen ist, um all die Figuren herzustellen. Und wer sich die ganzen Motive ausgedacht hat, teilweise muss es da zu gegangen sein, manche zeugte zumindest von kranken Gedanken… Nach dem fünften Tempel war’s dann aber so langsam langweilig, kein großer Unterschied zwischen den einzelnen und die Sonne brannte unaufhaltsam von oben. Der Ort hatte definitiv etwas höllenähnliches an sich.

Vor der Weiterfahrt mit dem Übernachtzug, der mich und die Belgier in wahnsinnigen 12h zum ca. 400km entfernten nächsten Stopp auf meiner Route bringen soll, musste noch etwas Zeit totgeschlagen werden. Und das kann man am Besten mit essen 😛 Zusammen mit den Schwedinnen, wurden wir dabei dann aber von allen möglichen Insekten attackiert und zu allem Überfluss hab ich auch noch das gute Egg Curry über meine helle Hose verteilt…Spitzenleistung mal wieder -.- In versifften Klamotten rumrennen und schlafen macht keinen Spaß, traf sich daher gut, dass ich noch kurz bei den Schwedinnen duschen und meine Klamotten wechseln konnte.

Am Abfahrt-Treffpunkt war noch keine Sicht von Tim & Wesley, dafür aber von umso mehr Rikscha-Fahrern die sich dafür interessierten mich zu fahren….In dem Ort hat man echt nie seine Ruhe.

Ich hatte mich gerade mit einem Fahrer unterhalten, da ruft es meinen Namen aus einem anderen Tuk-Tuk. Wesley und Tim saßen mit einem Pärchen darin. Die Menschentraube, die sich um mich gebildet hatte, wusste gerade nicht was passiert und schaute verwundert zur angekommenen Rikscha. Die kurzzeitige Verwirrung habe ich genutzt, um schnell mein Gepäck zu nehmen und zu den anderen einzusteigen.

Mit quietschenden Reifen und unter vermutlich unfreundlichen Rufen der zurückgelassenen Taxifahrern, ging es dann endlich raus aus Khajuraho.