Johannes Ganzenmüller

Wider der Gewohnheit

Veröffentlichungsdatum Lesezeit 4 Minuten zum Lesen

Wer ein bisschen meine Reisen und Fotos verfolgt, hat bestimmt schon mitbekommen, dass ich Natur, fremde Kulturen und Abgeschiedenheit bevorzuge. Dementsprechend haben die meisten meiner Bekannten und Freunde etwas verdutzt geschaut, als ich Ihnen von meinem Reiseziel für Anfang Mai dieses Jahres erzählt hatte: Mallorca…Ballermann…Volle Kanne rein 😀

Wie auch bei einigen der letzten Trips ist die Entstehungsgeschichte etwas skuriller Natur. Eine Freundin hatte bei Facebook geschrieben, dass es gerade billige Flüge gibt und ob jemand Lust hat mit zukommen. Jetzt muss ich zugeben, dass ich zu dem Zeitpunkt, als ich das gelesen hatte nicht komplett nüchtern und etwas schlecht gelaunt war. Mein Hang zum Frustshopping hat dann den Rest gemacht und kurze Zeit später hatte ich ein Ticket für den Tui-Touribomber nach Palma. Aber gut, das Ganze war ja als 4-Tage Kurztrip ausgelegt, ich sollte also irgendwie lebendig wieder zurückkommen können.

Auf der Insel angekommen, ging es dann erstmal ins Hotel den ersten Schock abholen. Dass es kein WLAN gab, kann man ja irgendwie verschmerzen, selbst mit dem Hintergrundwissen, dass jede 2,50€-Bude im abgelegensten Winkel Nepals darüber verfügte. Was aber im Prinzip gar nicht ging war der Hotelkomplex, der überall seinen 70er-Jahre-Charme versprühte. Und ich meine nicht die hippen, farbenfrohen 70er, sondern die holzvertafelten, kirschhölzernen^^

Die Eingangstür in mein Zimmer war auch nicht viel breiter als die Tür in Harry Potters Schrank, aber gut, ich hab ja auch nicht das breiteste Kreuz, daher war mir das auch egal…Vermerken wir das Ganze einfach unter „Nächstes Mal die Reiseschnäppchen prüfen, bevor man etwas bucht“.

Die Tage in Palma, verliefen eigentlich alle gleich: Der Alkoholkonsum wurde täglich spätestens vom Freibier um 11.30Uhr-12.00Uhr im Megapark eingeläutet. Gefolgt von einem mittäglichen Happen und weiterem Gesöff im Bierkönig. Irgendwie hat man auf Malle dauernd irgendwelche T-Shirts zu den Getränken bekommen… nach den paar Tagen hätte ich vermutlich halb Afrika mit Kleidung versorgen können^^.

Weiter ging es mit dem Aufnehmen von, ich möchte es nicht Essen nennen, daher Kalorien im Hotel. Abends trat dann immer irgendein anderer Z-Promi, aus geistig-hochwertigen Fernsehformaten wie „Bauer sucht Frau“ oder „Hol mich raus ich bin ein Star“, auf, die natürlich über sehr großes musikalisches Talent verfügten.

Musikalisch konzentrierte sich der komplette Ort auf eine Playliste von ca. 10-20 Liedern, man kann ja gute Lieder nie oft genug hören…aber ich glaube außer mir ist das niemandem aufgefallen und jeder hat sich darüber gefreut, wenn endlich mal wieder sein Lieblingssong gespielt wurde. Was in den meisten Fällen Atemlos von Helene Fischer war, dicht gefolgt von Hackevoll …was die beiden Lieder gemeinsam haben kann jeder selbst herausfinden 😀

Für mich ist es ein Phänomen warum die Massen manch „Künstler“ so feiern. Es kommt ja auch niemand auf die Idee den Alleinunterhalter beim Seniorenfasching im Heim wie einen Helden zu feiern, weil er ein Coverlied nach dem anderen spielt. Aber vielleicht bin ich ja auch der Einzige der weiß, dass „Sweet Caroline“ nicht ursprünglich von DJ Ötzi kommt.

Als es dann irgendwann nachts wieder für mich zum Hotel zurückging, konnte ich noch, dem Balkon zur Schinkenstraße hin sei Dank, die Beschallung genießen.

Unterm Strich haben die paar Tage doch Spaß gemacht und ich hatte meine Abwechslung zum Alltag… ein Dauerurlaubsziel wird Malle aber jedenfalls für mich auch nicht 😛