Johannes Ganzenmüller

Im Angesicht einer Göttin

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Mein erstes Ziel war Swayambunath, eine auf einem Berg gelegene Stupa. Da dort eine sehr große Menge Affen, und ich meine die Tiere, lebt wird es öfter auch als Affentempel bezeichnet. Ich hab mal gelesen, dass die meisten Affenbisse in Nepal dort passieren und man sich auf jeden Fall davor impfen sollte. Da das Ganze etwas außerhalb liegt, musst ich erst mal schauen wie ich da hinkommen sollte, nach etwas rumfragen wurde mir gesagt dass man mit dem Bus ca. 1h und dem Taxi ~25min. benötigt. Nach einem kurzen Blick auf die Karte hab ich mich dann fürs Laufen entschieden und war in 30min da. 7-Meilenstiefel muss man eben haben 😉

Die Tempelanlage befindet sich natürlich hoch oben auf einem Berg, sodass man erst unzählige Stufen nehmen muss. Oben angekommen wird man als Weißhaut erstmal rausgezogen und um Eintritt gebeten. Gar nicht mal so blöd, wer würde auch nach dem beschwerlichen Weg wieder umdrehen? Aber die zwei Euro Eintritt waren die Anlage, mit all seiner sakralen Ausstrahlung, und der großartigen Aussicht über das Kathmandu-Tal durchaus wert. Neben der Stupa, einigen Säulen, unzähligen Gebetsfahnen, und –mühlen, den vielen Affen und Touristenscharen haben sich noch massenhaft Tauben in der Anlage niedergelassen. Werden die Tauben in Europa als Plage angesehen und Gegenmaßnahmen ergriffen, so füttert man diese in Nepal auch noch. Was aber manchmal zum Streit zwischen Affen und Tauben führt. Was auch ganz unterhaltsam ist ^^

Den Weg zurück in die Stadt hab ich mich durch unzählige Häuserschluchten manövriert. Immer mal wieder hat man Metzgerläden zu Gesicht bekommen, die ihr Fleisch einfach in einem glaslosen Schaufenster angepriesen haben, ohne Kühlung versteht sich. Beim Anblick der vielen Fliegen auf den Schafsköpfen oder Hühnchenkadavern, hat sich mein Entschluss in Nepal oder Indien kein Fleisch zu essen noch mal bekräftigt. Was mir aber leichter gefallen ist als anfangs angenommen und wer mich kennt, weiß das meine Beziehung zu Grünzeug „etwas speziell“ ist 😛

War ich noch der Überzeugung, dass in Swayambunath viele Tauben waren, wurde ich schnell eines Besseren belehrt als ich auf dem Durbar Square angekommen bin. Rings um ein paar Tempel konnte man den Boden vor lauter grauen Vögeln nicht mehr sehen. Und die Leute haben immer weiter Futter hingeworfen -.-

Ebenfalls auf dem Durbar Square befindet sich der Tempel der Kumari, einer „lebenden Gottheit“. Da ich immer mehr dem Standard-Touri-Programm verfallen bin, musste ich den natürlich auch besuchen und die Kumari sehen. Fotografieren war verboten und da wird auch sehr streng drauf geachtet: Alle Besucher kommen in einen kleinen Innenhof und von jeder Seite schaut von oben jemand das niemand eine Kamera in der Hand hat, erst dann tritt die Kumari ans Fenster. An für sich ein ziemlich armes Mädchen für eine Gottheit, wenn man etwas mehr darüber weiß (siehe http://www.merian.de/magazin/nepal-kumari-katmandu.html).

Als ich genug vom Durbar Square hatte, hab ich mich auf den Weg zum Minibus-Stand gemacht, um etwas außerhalb von Kathmandu eine Vishnu-Statue zu besichtigen. Mit Minibussen fahren normal die Einheimischen, weswegen es recht billig ist. Aber in einem dementsprechenden Zustand befinden die Autos sich auch. Ein normaler Europäer würde beim Anschauen des Gefährts Zweifel an dessen Tüchtigkeit bekommen, aber würde ich mich als normalen Europäer bezeichnen? Eher nicht, also rein in das Ding, was sich auch noch 10 Nepalesen dachten. Aber es war ja alles aus dem Auto gebaut und damit bestimmt so vorgesehen xD

Innerhalb der 15km langen Fahrt, hat der Fahrer zweimal angehalten und den Wagenheber bzw. den Radmutterschlüssel geholt, um irgendwas zu reparieren oder so. War jedenfalls ziemlich abenteuerlich, und bei weitem spannender als die Vishnu-Statue…