Johannes Ganzenmüller

How much is the fish?

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Gehört man in Deutschland zu den Beifahrern die fast einen Herzinfarkt bekommen, wenn man mal etwas zu schnell fährt, sollte man am besten alle Fahrzeuge in Marokko meiden oder die ersten paar Minuten in diesem sind die Letzten, denn der Verkehr in Marokko befolgt eigentlich keinen Regeln. Es gibt zwar Ampeln, diese werden aber nur eingehalten, wenn ein Polizist in Sichtweite ist. Ansonsten gilt, dass man, wie man will, einfach zu seinem Ziel fährt. „Versperrt“ ein Auto mal den Weg, weil es z.B. links oder rechts abbiegen will, fährt man einfach außen rum, nd meckert den anderen an…was muss der auch abbiegen…tz tz tz.

Fahrbahnmarkierungen sind ebenfalls nur zur Dekoration des Asphalts da, sonst wäre der ja nur eintönig grau. Wichtigstes Bauteil am Auto ist die Hupe, steht man an einer Straße, vergehen keine 10 Sekunden ohne dass irgendjemand hupt… das Spiel kenn ich ja schon aus Israel. Da Abdo, wie schon geschrieben etwas außerhalb in einem Wohngebiet von Marrakesch wohnt, hat er mir angeboten mich zum Bahnhof zu fahren, damit ich zur nächsten Stadt meiner Tour komme. Bevor es losging, meinte er noch, ich solle mich nicht bewegen, wegen der Balance. Da das für einen Roller einigermaßen nachvollziehbar ist, dachte ich mir nichts Großes dabei und ab ging’s kreuz und quer durch irgendwelche Häuserschluchten, verkehrt in Einbahnstraßen rein und hauchdünn an fahrenden und parkenden Autos vorbei. Danach wusste ich, was mein Fahrlehrer damals damit meinte, dass er sich bei einer Fahrt mit mir die Sauna spart. 😛

Laut Busfahrplan am Bahnhof wäre der nächste Bus erst in ca. 1,5h gefahren, die Frau am Schalter hat mich aber drauf hingewiesen, dass in 5min auch einer fahren würde. Zwar war das nirgendwo schriftlich festgehalten, aber ich dachte mir einfach, die wird schon Recht haben, schließlich sah sie nicht so aus als wäre es ihr erster Tag an dem Schalter. Der Bus war vermutlich nirgendwo aufgeführt, weil es sich um die 1.Klasse für die Luxustouristen handelte, aber das konnte ich mir „gerade noch so“ leisten und so ging es klimatisiert und komfortabel in extrabreiten Sitzen nach Essaouira.

Der Nachteil der 1.Klasse ist der, dass man quasi schreit, dass man Geld hat, was natürlich noch mehr Geier anlockt. Kaum war also die Tür im Ziel-Busbahnhof auf, so drückten sich auch schon davor eine handvoll Marokkaner und haben auf irgendwelche Hotels hingewiesen, und wie immer „i make you good price“ geschriehen. Hat mich irgendwie an das Plätzegerangel an Grundschulbussen erinnert… und wie damals hat mich das ganze nicht interessiert 😛

Mit meinem nächsten Gastgeber, Younes, der mich vom Busbahnhof abgeholt hat ging’s etwas außerhalb zu seiner Bude. Die malerische Hafenstadtkulisse und die alten, hellblauen Mercedes-Taxen haben etwas Kuba-Flair versprüht, eine schöne Gegend. Nach einem schönen Sightseeing-Tag zwischen all den Fischern und Möwen am Hafen hat das Wetter leider gemeint etwas rumzicken zu müssen, sodass es draußen recht unangenehm wurde, aber zum Glück gibt es ja einen Fernseher, auf MTV kamen übrigens einige Scooter-Videos, oder Internetcafes. Letzteres war auch ziemlich nötig, da meine eigentlich nächste Station in Casablanca kurzfristig abgesagt hatte, musste ich noch auf die Schnelle etwas anderes auftreiben. Wie es halt mal so ist, liegt Pech und Glück recht nahe beieinander, und so hab ich auch etwas aufgetrieben bekommen 🙂