Johannes Ganzenmüller

Auf einer kosovarischen Hochzeit

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Nach dem kleinen Stadtrundgang musste ich dann aber auch schon wieder ins Hotel, da die anderen und ich gegen 10:00 Uhr von einem Taxi zur ersten Location des Tages gebracht werden sollten. Wohlgemerkt im frisch gebügeltem Hemd und Anzug^^ Glücklicherweise hatte das Hotel gegenüber ein halbwegs funktionierendes Bügeleisen. Das sind nämlich eigentlich keine Kleidungsstücke, die sich super gut in einem Reiserucksack transportieren lassen. Ich bezweifle auch, dass ich beides noch öfter mit auf Reisen nehmen werde 😉

Kaum war unser Taxi in die Einfahrt des ersten Feierortes eingebogen, konnten wir auch schon Trommeln und Blasinstrumente hören, zudem tanzten alle einen Sirtaki-ähnlichen Tanz. Vermutlich ist der Vergleich Hochverrat und beleidigt unterschiedliche Völker, aber ich als Tanz-Legastheniker, der keine Stile auseinander halten kann, packt alles in einen Topf bei dem sich eine Gruppe an den Händen/Schultern anfasst, es dann ein paar Schritte nach rechts und anschließend wieder etwas nach links geht. Zwischen den Richtungsänderung natürlich jeweils ein Kick.

Wie gesagt ist Tanzen jetzt nicht so mein Steckenpferd, aber das hab ich dann doch noch einigermaßen hinbekommen… weil gefühlt den ganzen Tag nichts anderes getanzt wurde, hatte ich auch genug Zeit zum Üben 😀

In der ersten Location waren nur die Angehörigen des Bräutigams, generell ist es im Kosovo die Hochzeit des Mannes. Die Frau nimmt von ihrer Familie Abschied und wird in die des Mannes aufgenommen. Das wird aber beim nächsten Programmpunkt noch mal deutlich, denn nach Mittag essen und den ersten paar Stunden tanzen, ging es im Autokorso zum Heimatort der Braut. Nach 1,5h Fahrt durch die kosovarische Landschaft waren wir dann wieder in einem Restaurant, in dem schon die Angehörigen der Braut gewartet hatten. Nach einem Erfrischungstrunk wurde diese dann feierlich übergeben und anschließend wieder die motorisierten Pferde gesattelt, um zurückzufahren. Das Ganze wurde begleitet von Abschiedsrufen/-schreien der Brautfamilie und Gewehrsalven. Da letzteres nicht mehr wirklich legal ist, hatten wir beim Aufheulen einer Polizeisirene ein paar hundert Meter nachdem wir losgefahren waren, etwas Bammel. Aber das galt zum Glück nicht uns^^

Am Abend ging es dann zur großen Feier mit 300 Gästen in einen Hotel-Festsaal. Neben dem Fortführen des Tanzes, der trotz steigendem Alkoholpegel noch halbwegs gesessen hat, gab es auch ein traditionelles Programm. Zwar ist mein albanisch nicht sonderlich gut, sodass ich nichts verstanden habe, aber die Stellen, an denen man etwas trinken musste, hab ich kapiert. Und wenn man mittrinkt, freundlich lächelt und ab und an nickt, fällt das auch keinem auf xD

Bis zum frühen Morgen wurde getanzt, sehr laute albanische Volksmusik gespielt und ab und an auch mal vorzügliches Essen genossen. Auf jeden Fall ein Erlebnis das ich nicht vergessen werde 🙂