Johannes Ganzenmüller

Auf der Suche nach Shir Khan

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5.30Uhr hieß es raus aus den Federn und fertig machen um zusammen mit Jesse, Erica und 2 Guides im Unterholz des Nationalparks rum zu kriechen. Von den Guides hatte jeder einen Bambusstock um wilde Tiere abzuwehren. Früher hatte es anscheinend ausgereicht, dass ein „bestockter“ Guide dabei ist, angeblich wurden aber immer gerade die von Elefanten, Nashörnern und Tigern angegriffen. Daher jetzt der zweite Guide, sodass dieser dann drauf hauen kann, wenn der andere schon liegt.

Aber erstmal müsste man zu den Tieren kommen…zwischen Dorf und dem Nationalpark liegt ein Fluss, über den man mit einem Einbaum gestochert wird, was sich als ziemlich wackelige Angelegenheit herausstellte. Im Dschungel bzw. Wald angekommen gab es dann schon die ersten Tiere zu sehen, immer mit dem Bedacht sich möglichst langsam und lautlos zu bewegen damit diese nicht wegrennen. Sitzende Pfaue, sich auf Uferbänken sonnende Krokodile und Affen, die es sich in den Baumgipfeln bequem gemacht haben, sind da unproblematischer wie Wildschweine und diverses Rotwild, von denen man meist nur einen schemenhaften Umriss gesehen und ein rascheln gehört hat.

Leider dringt der aufkommende Massentourismus auch immer weiter in den Nationalpark ein, so wurde beispielsweise eine Jeepstrecke mitten durch den Wald gefräst, um auch den Fußlahmen eine Dschungelsafari verkaufen zu können. Motorengeräusche ziehen Tiere ja bekanntlich an -.-

Auf dem Dschungelausflug haben wir uns aber meist abseits der frischen Straßen aufgehalten, und so ging es durch meterhohes Gras, sumpfartiges Gelände, über und unter dicke und dünne Äste oder einfach mal durch gewöhnliche Waldstücke. Zwischendrin gab es Stopps, weil einer der Guides irgendwas gehört hat, Erica wegen Erschöpfung eine Pause wollte oder es Essen gab. Für einen Stopp war aber auch ich Schuld, wir hatten gerade einen Sumpf hinter uns gelassen als ich irgendwas Undefinierbares an meinem Bein spürte. Die lange Hose etwas angehoben, waren auch schon die Übeltäter in Blick. Drei schleimige, schwarz-graue Blutegel haben sich niedergelassen und freudig an der Flüssigkeit in meinem Körper bedient. Wenige Augenblicke später kam schon einer der Guides angerannt und hat die Parasiten weggerissen und weit weggeworfen. Durch den Blutegel-Speichel verdünnt, ist die rote Suppe dann erstmal eine ganze Weile mein Fuß entlang nach unten in die Stiefel gelaufen, da half auch das hingetapte Taschentuch oder ein Pflaster nicht viel.

Das war vielleicht eine Riesensauerei…aber auf so was kann man keine Rücksicht nehmen, man will ja weiter wilde Tiere sehen, wirklich zeigen wollte sich aber keines so richtig. Hin und wieder haben wir frische Tigerspuren gesehen aber leider keine dazugehörige Katze und so mussten wir uns wohl mit den Affen, Rehen, Krokos und Vögel begnügen.

Wir hatten gerade den Rückweg angetreten, da ergab sich noch mal eine kleine Hoffnung, im hohen Gras direkt vor uns hat es verdächtig geraschelt und im Anschluss war ein Brüllen, das mich an einen Braunbären erinnert hat, zu hören. Die Guides hatten daraufhin ihre Stöcke fest in die Hand genommen, die Auflösung welches Tier es war blieb jedoch aus, da das Gras zu hoch war und als wir an der vermeintlichen Stelle vorbeikamen war nichts zu sehen.

Zurück im Dorf haben sich alle auf das Lichterfest zur Begrüßung des neuen Jahrs nach irgendeiner Kalenderzählung, vorbereitet. Was soviel heißt wie alle Lichterketten und andere Leuchtmittel, die man finden oder auftreiben kann irgendwie an seinem Haus zu befestigen. In einem Land, indem das Stromnetz sehr schlecht ist und es täglich zu Stromausfällen kommt, macht es natürlich am meisten Sinn, die Netze noch mehr zu belasten… Als hätte man es nicht ahnen können, fiel auch kurze Zeit später der Strom aus. Natürlich just in dem Moment als ich duschen wollte, aber egal, dann eben mit Stirnlampe 😀